It's Christmas - Volume 2!

Jonas Kaufmann und seine neue alte Weihnachts-CD

     Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper

                    13. Dezember 2021


(C) Gregor Hohenberg / Sony Classical


Geschäftstüchtig könnte man das Herausbringen der neuen alten Weihnachts-CD

"It's Christmas" von Startenor und Ausnahmesänger Jonas Kaufmann glatt bezeichnen. Nach dem großen Erfolg der ersten Ausgabe im letzten Jahr hat man sich offensichtlich auch im Zusammenhang mit der endlich stattfindenden Weihnachtslieder-Tournee gedacht, da geht doch noch was! Die ohnehin kleine Tour - letztes Jahr waren noch Paris und Frankfurt geplant - ist noch weiter zusammengeschrumpft auf vier Austragungsorte, aber auch mit vier Konzerten kann man so eine (Neu-)Aufnahme bestens vermarkten. Und so gibt es dieses Jahr eine überarbeitete Fassung der ersten Auflage. Insgesamt sieben neue Lieder sind hinzugekommen, zugegebenermaßen sehr schön anzuhören und dazu ganz besonders zart arrangiert. Jonas Kaufmann singt zusammen mit seiner deutschen Kollegin, der Mezzosopranistin Stefanie Irányi, nur begleitet von Harfe, Violine, Hackbrett, Klarinette und Kontrabass sogenannte Stubnmusi, das heißt traditionelle Weisen aus dem Alpenland. Diese stimmungsvolle Musik, die vielleicht am besten das Wesen und den Zauber dieser besinnlichen Zeit offenbart. Warum also nicht gleich ein komplettes neues Album mit genau dieser alpenländischen Musik, die sowohl in der bayerischen Heimat von Jonas Kaufmann und Stefanie Irányi in der Advents- und Weihnachtszeit als auch in Österreich gesungen wird.? Das wäre doch mal eine wunderbare Idee für das nächste Jahr. Eine passende Tournee an stimmungsvollen Orten, in einem kleineren intimeren Rahmen wäre ebenfalls denkbar und würde ganz sicher dankbar angenommen. Vielleicht werden wir ja im nächsten Jahr mit einem neuen Album von Jonas Kaufmann überrascht, das ganz im Zeichen der alpenländischen Klänge steht. Als Musikbeispiele auf der aktuellen CD können dazu benannt werden: "Der englische Gruß", "Auf, ihr Hirtenleut'", "Als Maria übers Gebirge ging", "Zu Bethlehem geboren" oder auch "Mariä Wiegenlied".

(C) Jonas Kaufmann / Youtube


Ich war weder letztes Jahr hundertprozentig begeistert noch bin ich es jetzt, muss aber zugeben, dass ich diese Aufnahme, wenn auch nur die deutsche Disc, häufiger in der Anlage abgespielt habe als letztes Jahr. Über die Amazon Music App auf meinem Smartphone ist es ähnlich und noch ein wenig einfacher. Dort habe ich mir nämlich meine ganz persönliche Playlist aus diesem Album zusammengestellt. Und somit finde ich deutlich mehr Gefallen an den von Jonas Kaufmann gesungenen Weihnachtsliedern. Die alpenländische Stubnmusi, aber auch die kirchlichen Weihnachtslieder oder die Lieder mit einem Bezug zum christlichen Glauben und zum Ursprung des Festes, das wir an Heiligabend feiern, vermag der deutsche Opernsänger dem Zuhörer zu vermitteln, ohne künstlich zu wirken. Es gibt im übrigen auch einige Lieder, die nicht aus dem deutschsprachigen Repertoire stammen und - mal ganz zart und leise, mal mit großer Opernstimme vorgetragen - eine ausgesprochen festliche Stimmung verbreiten. Diese Titel habe ich meiner Playlist ebenfalls hinzugefügt. Das sind zum Beispiel, "Gesú bambino", "Entre le boeuf et l`âne gris", "Cantique de Noël" , "Trois anges sont venus ce soir" oder "Adeste Fideles".

(C) Jonas Kaufmann / Youtube


Wirklich gar nicht überzeugen können mich die Titel aus dem Bereich des Swing, die wunderbaren alten Klassiker wie "Let it snow" , "White Christmas" oder "Winter Wonderland." Für diese Art von Musik fehlt dem ansonsten überaus begnadeten Sänger und Künstler bedauerlicherweise das gewisse Etwas. Ein sogenannter Crooner ist er wirklich nicht, auch wenn einige seiner eingefleischten Fans das so empfinden. Bei dem 52-Jährigen hat man nicht immer den Eindruck, dass er sich selber wirklich wohlfühlt bei der Präsentation dieser Musik, wenn er dabei im Fernsehen oder bei einem Konzert von seinen Zuschauern beobachtet wird. Irgendwie fehlt die Lässigkeit, und eine Freundin von mir merkte unlängst nach seinem Weihnachtskonzert im Wiener Konzerthaus an, dass auch die Aussprache oder vielmehr die Phonetik nichts mit dem originalen amerikanischen Akzent und Sprachklang zu tun habe. Ein deutscher Opernsänger singt amerikanisches Englisch. Das wirkt dann leider wenig authentisch und auch nicht besonders cool und lässig.

(C) Jonas Kaufmann / Youtube


Es gibt aber auch Ausnahmen im amerikanischen Repertoire, einen Song, den der deutsche Opernsänger wirklich sehr schön und mit ganz viel Gefühl singt; gemeint ist der Welthit "Have yourself a merry little Christmas" aus dem Film "Meet me in St. Louis", der auch mich jedes Mal an Weihnachten in die richtige Stimmung versetzt. Weitere englischsprachige Titel, die sehr gut anzuhören sind, heißen "Hark! The herald angels sing" oder "What child is this?" .

(C) Jonas Kaufmann / Youtube


Abschließend muss ich mir wohl eingestehen, dass mir das Weihnachtsalbum von Jonas Kaufmann dann doch gar nicht so schlecht gefällt und dass

die Titel, die angenehm anzuhören sind, deutlich überwiegen. Die Lieder, die mir nicht zusagen, kann ich ja im Zweifelsfall einfach auslassen bzw. überspringen. So ist dieses Problem ziemlich einfach gelöst. Und im nächsten Jahr gibt es dann ja hoffentlich ein Weihnachtsalbum nur mit alpenländischer Stubnmusi von dem sympathischen Weltstar aus München.

(C) Jonas Kaufmann / Youtube


             Musik macht das Herz weich.

               Ganz still und ohne Gewalt

            macht sie die Tür zur Seele auf.

 

                             (Sophie Scholl)