Das Geheimnis um die Bühnentür

 

Die Bühnentür, Stagdoor, Bühneneingang, Künstlereingang, Bühntürl: ein Name für denselben Ort, an dem man nach der Vorstellung Freunde trifft, sich verabredet und wiedersieht. Ein Ort der Begegnung und des Austausches über das eben gerade im Opernhaus Erlebte. Auch wer Freunde, Bekannte oder gar den Ehepartner unterwegs zur Garderobe verloren hat, kann sicher davon ausgehen, dass es ein Wiedersehen an der Bühnentür gibt.

Es ist gewissermaßen ein Ort der Sehnsüchte und ein Ort, um die angestauten Gefühle wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Der Besuch des Bühnentürl ist ein Ritual, das einfach zum Abend dazu gehört, egal was gegeben wurde, wie lang die Dauer der Vorstellung war und auch dann, wenn der Lieblingssänger oder die Lieblingssängerin sich nicht zwangsläufig blicken lässt. Der Abend endet dort oder auch im Stammlokal um die Ecke.

Ich selbst liebe diesen Ort und habe eine gute Freundin aus Graz und ihre Tochter dort kennengelernt. Das ist jetzt schon bald fünf Jahre her, genau gesagt war es im Mai 2015 am Münchner Nationaltheater. Gegeben wurde eine von Verdis schönsten Opern, La Forza del destino. Wir haben uns seitdem nicht nur in diesem Opernhaus getroffen, sondern auch in Wien, Paris oder London und dort viele gemeinsame und unvergessliche Abende erlebt. Ach übrigens kam unser Lieblingssänger, ein gewisser Jonas Kaufmann, nicht an die Bühnentür. Die Pralinen für ihn haben wir uns dann an diesem Abend selber schmecken lassen.

Es gibt Tage, an denen man das Geschehen einfach nur aus sicherer Entfernung betrachten möchte und Tage, an denen man sich ins Gewühl stürzt. Nicht jeder Abend verläuft gleich und auch die Menge an Fans unterscheidet sich manchmal erheblich. An diesem Ort kann man die großen Stars der Opernszene treffen genauso wie die jungen Nachwuchssänger. Es gibt Sänger und Dirigenten, die sich regelmäßig blicken lassen und die Zusammenkunft mit den Opernbesuchern genießen und andere, die solche Begegnungen eher scheuen.

An diesem Ort wird sich ausgetauscht, diskutiert und geschwärmt. Die einen schweben noch von den Eindrücken beeinflusst, in einer anderen Welt, die anderen sind voller Adrenalin und würden am liebsten die ganze Welt umarmen vor Glück.

Es ist ein Treffpunkt der Generationen, vom Teenager im Alter von 16 Jahren bis zum rüstigen Rentner im Alter von weit über 80 Jahren sind alle dabei. Alle vereint die gleiche Leidenschaft, die Liebe zur Welt der Oper. Ein Autogramm oder ein Foto mit dem Lieblingssänger oder der Lieblingssängerin runden einen hoffentlich wunderbaren und unvergesslichem Opernabend ab. Mag sein, dass sich der eine oder andere auch einen kleinen Sport daraus macht, um die Sammlung zu Hause zu vervollständigen. Die Tochter meiner oben genannten Freundin aus Graz nannte es einmal mit einem Augenzwinkern JAGDFIEBER….!

 

Also viel Erfolg und Waidmanns Heil! Wir sehen uns an der Bühnentür; in München, Wien, Paris, London, Hamburg oder wo auch immer auf der Welt...   

 

Alle Bildrechte in diesem Beitrag liegen bei Andrea Steppan/Graz & Hannah Klug/wunderbare welt der oper