Gefangen zwischen Raum und  Zeit

Der neue Parsifal an der Wiener Staatsoper


        Aufzeichnung der Premiere vom 11. April 2021

Ausgestrahlt auf Arte Concert & orf.at am 18. April 2021

       Von Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper

                       19. April 2021

(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Eine Rezension über den neuen Parsifal an der Wiener Staatsoper zu schreiben, scheint bei der überladenen und oft nicht nachvollziehbaren Handlungsführung fast unmöglich zu sein. Ich habe mein Glück versucht, das Ergebnis ist nun hier zu lesen. Die Premiere am 11. April, die wieder einmal ohne Zuschauer stattfinden musste, wurde auch gleichzeitig für den Stream aufgezeichnet, der am vergangenen Sonntag bei Arte Concert, orf.at und Fidelio zu sehen war. Einen Tag vorher gab es die gesamte Aufnahme als Übertragung im Radio zu hören und als kompakte, werksbetrachtende Version bei ORF2 unter dem Titel "Der Fall Parsifal" anzuschauen. Laut Auskunft des ORF ist eine Ausstrahlung im österreichischen Fernsehen für die zweite Hälfte des Jahres 2021 geplant. Außerdem war kürzlich zu lesen, dass die Wiederaufnahme dieser Parsifal-Neuproduktion für den Monat Dezember auf dem Spielplan steht. Dann erst wird man wissen, wie die neue Lesart von Kirill Serebrennikov beim Publikum der Wiener Staatsoper und vorrangig bei den Wagnerfans ankommt. Eines ist sicher: auch in meinem Freundeskreis wird der Parsifal des russischen Regisseurs heiß diskutiert. Wie die neue Bühnenproduktion mit einer anderen Besetzung wirken wird, das wird sich dann wohl im Dezember zeigen.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Es ist keineswegs zwingend notwendig, Richard Wagners Bühnenweihfestspiel altbacken mit Gralsburg, Rittern, Speer, Blumenmädchen oder einem Zauberschloss darzustellen, allerdings sollten die Handlung und der Kern der Geschichte für jeden Zuschauer ohne fundierte Kenntnisse sofort und ohne Umschweife ersichtlich, klar erkennbar und nachvollziehbar sein. Eine eigens neu erfundene Handlung trägt nicht zum Verständnis von Wagners Musik und in diesem Fall des "Parsifal" bei. Der Inhalt sowie die Aussage dieses Werks in meiner Interpretation sind ausführlich in den letzten Blogbeiträgen behandelt worden und in den Texten zum "Parsifal" aus dem Jahre 2018 an der Bayerischen Staatsoper zu lesen. Kirill Serebrennikov, der den Schauplatz der Handlung im ersten und dritten Aufzug in ein Gefängnis und den 2. Aufzug in die Redaktion eines Glamourmagazins verlegt hat, scheint an der eigentlichen Mythologie des "Parsifal" nicht wirklich interessiert zu sein; er erschafft sich einfach seine eigene Welt mit Hilfe von Wagners Musik. Er fügt hier und da mal etwas hinzu, lässt an anderer Stelle etwas weg und ergänzt alles durch großflächige Videoprojektionen, die zumindest im Stream zu viel Raum einnehmen. Diese Tatsache geht vor allem zu Lasten der überragenden Sänger/Sängerdarsteller auf der Bühne. Überhaupt ist das Bühnengeschehen, insbesondere im ersten Akt, sehr unruhig und überladen. Selbst als Gurnemanz (Georg Zeppenfeld) die Leidensgeschichte des siechenden Gralskönigs Amfortas erzählt, gibt es zahlreiche Aktionen im Hintergrund. Dadurch geht leider einiges von Wagners Magie verloren.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Kirill Serebrennikov hat das Geschehen vollständig in die heutige Zeit verlegt. So ist

Kundry eine Journalistin, die zwischen zwei Welten hin und her pendelt und die Häftlinge, inklusive Gurnemanz und Amfortas, im Gefängnis mit Waren, wie Zigaretten, Medikamenten. und Zeitschriften versorgt. Im Gegenzug darf sie Fotoaufnahmen vom Gefängnisalltag für das Glamourmagazin "Schloss" machen. Gurnemanz tätowiert den Insassen verschiedene christliche Symbole auf die Körper. Amfortas fügt sich immer wieder Schmerzen zu, indem er sich selbst Verletzungen beibringt. Und Parsifal begegnet, meist in Turnschuhen, Jogginganzug und an beiden Händen tätowiert, seinem früheren Ich und durchlebt noch einmal die zum Teil brutalen Taten seiner Jugend und den Augenblick, an dem er welthellsichtig und sich seiner Mission bewusst wurde. Die Idee vom doppelten Parsifal an sich mag gut gedacht sein, und die Begegnungen zwischen Parsifal (Jonas Kaufmann) und seinem jungen Ich (Nikolay Sidorenko) sind auch wirklich eindrücklich dargestellt, es geht aber leider viel Intimität zwischen dem 51-jährigen Opernsänger und seinen Kollegen verloren. Der Münchner Opernsänger hat erst kürzlich im Interview bei ORF2 zugegeben, dass er besonders am Anfang sehr große Schwierigkeiten hatte, zu akzeptieren, durch ein Double darstellerisch überwiegend ersetzt worden zu sein. Er und seine Kollegen seien schließlich Sänger-Schauspieler. Die Gefühle in seiner Stimme widerzuspiegeln und zu vermitteln, die sein Double in dem Augenblick auf der Bühne empfindet, sei nicht einfach. Dennoch bieten gerade die zwei Künstler einige der ganz starken Momente dieser Aufzeichnung.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Des Weiteren fällt bei der Inszenierung auf, dass sich der Regisseur - entgegen seiner Aussagen in den Interviews - nicht vollständig von der christlichen Symbolik trennen kann und immer wieder Speer, Kelch und Kreuz ins Spiel bringt, zumeist in Form von Tattoos auf den Körpern der Häftlinge. Der Speer im dritten Aufzug ist eine abgesägte Metallstange, den Kelch ziehen die Aufseher im ersten Aufzug aus einem der Pakete, die sie anschließend an die Insassen verteilen. Nachdem Parsifal nach langer Reise wieder im mehr oder weniger verlassenen Gefängnis eintrifft (laut Beschreibung des Regisseurs ist dieses eigentlich längst aufgelöst), wäscht ihm Kundry die Füße, Gurnemanz salbt ihm das Haupt und segnet ihn. Die älteren Frauen, die zusammen mit Kundry im Gefängnisgebäude Kruzifixe verzieren, erweisen ihm auf sonderbare Weise Ehre, indem sie  auf die Knie fallen und den Platz, auf dem er sich niedergelassen hat, mit Blumen, Grabkerzen und Holzkreuzen schmücken. Amfortas wird nicht durch den heiligen Speer erlöst. Die Liebe von Kundry heilt ihn von seinen Leiden, und gemeinsam verlassen sie am  Schluss Arm in Arm das Gefängnisgebäude. Parsifal öffnet die Türen, und alle strömen in die Freiheit. Warum der neue Gralskönig am Ende sehr nachdenklich, die Hände vor das Gesicht geschlagen, alleine auf den Stufen zurückbleibt, klärt sich nicht. Warum trägt die junge Ausgabe des Parsifal eigentlich keines der Tattoos, wenn er doch die Vergangenheit symbolisiert? Und warum taucht am Ende der junge Parsifal wieder auf, obwohl die Geschichte in der Gegenwart angekommen ist? Das sind nur einige der Fragen, deren Antwort der Regisseur am Ende schuldig bleibt. Möglicherweise hat dieses alles aber letztendlich keine große Bedeutung.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Kommen wir zum höchst erfreulichen Teil dieser Übertragung, zur wunderbaren Besetzung dieser Premiere, die keine Wünsche offen ließ. Vorher noch einige Worte zur Leistung des Orchesters unter der Leitung des Musikdirektors der Wiener Staatsoper. Philippe Jordan führt seine Musiker sicher und mit viel Gefühl durch die Partitur und bereitet dem herrausragenden Sänger-Ensemble einen Klangteppich, auf dem sich dieses wohlfühlen und sicher agieren kann. Niemals deckt er die Stimmen mit dem Orchesterklang zu. Mitreißend, klangvoll und doch mit der notwendigen Leichtigkeit, wenn es erforderlich ist, gestaltet er das musikalische Geschehen dieser Premiere. Das Tempo ist nicht ganz so langsam und getragen, wie möglicherweise üblich, aber diese Tatsache schmälert den Genuss zu keiner Zeit. Der Chor der Wiener Staatsoper liefert wie gewohnt eine sehr hohe Qualität ab und trägt ebenfalls zum großen Gelingen bei. Bevor ich abschließend zu den fünf Hauptprotagonisten komme, noch ein Wort zu den wunderbaren jungen Sängern, die die kleinen Partien hervorragend ausfüllten und besetzten. Das Opernstudio der Wiener Staatsoper birgt zahlreiche große Nachwuchstalente, die nur darauf drängen, auf die Bühne zu dürfen. Den Werdegang der jungen Sänger/Innen werde ich aufmerksam verfolgen.

Dem deutschen Schauspieler mit russischen Wurzeln, Nikolay Sidorenko, in der von Kirill Serebrennikov hinzuerfundenen Partie des damaligen Parsifal gehört mein großer Respekt. Der 29-Jährige hat eine höchst bemerkenswerte Bühnenpräzenz, eine beeindruckende Darstellungskraft und verkörpert die Figur des jungen Parsifal höchst glaubwürdig. All das sollte man bedingungslos anerkennen, auch wenn die Regieidee des gedoppelten Parsifal nicht auf Zustimmung stößt.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Wolfgang Koch in der Partie des Klingsor (hier der schmierige Chef des Glamourmagazins "Schloss") hatte offensichtlich Freude an der Interpretation seiner Figur. Mit vollem Körpereinsatz und großer Stimmgewalt gestaltet er überzeugend diese Premiere und beweist, dass auch die kleinere Partie des Klingsor eine nicht unwesentliche Rolle im Geschehen innehat. Und im Gegensatz zum äußerst unvorteilhaten Outfit, das er vor drei Jahren bei der Parsifal-Neuproduktion in München tragen musste, hatte man in Wien das Gefühl, dass er dieses Mal frei und entspannt auf der Bühne agieren konnte. Die Diktion war ausgesprochen klar und machte es möglich, die Handlung jederzeit ohne Mühe verfolgen zu können.

Georg Zeppenfeld konnte wieder einmal durch eine sehr angenehme Stimmführung und eine beeindruckend klare Textverständlichkeit überzeugen. Die Färbung seiner Stimme ist warm und weich und unterstreicht den edlen Charakter des Gurnemanz.

Er, der die Gemeinschaft zusammenhält und die alten Geschichten für die Zukunft bewahrt, ist der Fels in der Brandung der Ereignisse. Trotz der zum Teil nicht sehr ersichtlichen Handlungs- und Personenführung weiß der erfahrene Sänger und Bühnendarsteller die Figur des Gurnemanz glaubhaft zu interpretieren. Eine wirkliche Bereicherung für diese Neuproduktion an der Wiener Staatsoper.  


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Zwei weltweite Rollendebüts gab es in der Neuinszenierung des "Parsifal". Eines davon gab die lettische Mezzosopranistin Elīna Garanča in der Rolle der geheimnisvollen Kundry und Wandererin zwischen zwei Welten (hier als Fotojournalistin des Magazins "Schloss" und Mitarbeiterin von Klingsor). So dargestellt wirkt die Figur zwar weniger geheimnisvoll und verführerisch, dafür aber offensichtlich sexy, stark und furchtlos. Erst im letzten Aufzug wird aus der taffen Journalistin ein verletzlicher und zerbrechlicher Mensch. Elīna Garanča ist eine kraftvolle und ausdrucksstarke Bühnendarstellerin, der das Szenografische Freude zu bereiten scheint. Sie spielt und agiert glaubhaft (die Kuss- und Verführungsszenen mit Nikolay Sidorenko) und wirft sich mit vollem Körpereinsatz in das Bühnengeschehen. Die gesangliche Leistung ist wirklich beeindruckend. Kraftvoll, ausdrucksstark, stimmgewaltig und sicher in allen Stimmlagen. Immerhin geht die ausgesprochen anspruchsvolle Partie über beachtliche 2,5 Oktaven. Die Mezzosopranistin ist äußerst vielseitig, flexibel in der Gestaltung, wechselt je nach Anforderung die Färbung ihrer Stimme und agiert sicher im lyrischen wie auch im dramatischen Bereich. Die Spitzentöne  sind makellos, in den tiefen Registern vermag sie durch Samtigkeit und Wärme zu überzeugen.

Auch die Textverständlichkeit betreffend steht sie ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Ein erfolgreiches Debüt, das bedauerlicherweise ohne Publikum im Saal stattfinden musste.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Das zweite Rollendebüt hatte am 11. April der französische Bariton Ludovic Tézier in der nicht minder anspruchsvollen Partie des siechenden Gralskönigs. Amfortas ist hier ein von den anderen Häftlingen verehrter Anführer, der sich wiederholt auf brutale Art selbst körperliche Schmerzen zufügt. Vom Wahnsinn erfasst, hört der offensichtlich psychisch angeschlagene Amfortas immer wieder die Stimme seines Vaters Titurel (die des wunderbaren Stefan Cerny), der ihn auffordert, den Gral zu enthüllen. Mit aller Macht versucht sich Amfortas dieser Aufgabe zu widersetzen. Ludovic Tézier ist in der Lage, mit seinen unerschöpflichen stimmlichen Fähigkeiten den Charakter seiner Figur intensiv, ausdrucksstark und sehr authentisch zu gestalten. Die Tessitura seiner Stimme scheint wie gemacht für die hohen Ansprüche dieser Partie. Die Leiden und Qualen des Amfortas sind in jeder Note fast körperlich zu spüren. Hinzu kommt die immer wieder faszinierende Bühnenpräsenz des 52-jährigen Franzosen, die von Beginn an fesselt und die Zuschauer über Stunden in ihren Bann zieht. Qual und Schmerz sind im Gesicht des französischen Opernsängers abzulesen, die von tiefer Verzweilung geprägten Ausbrüche des Gralskönigs sind erschütternd dargestellt.

So kann man nach dieser überragenden Leistung, die auch noch eine überaus perfekte Diktion beinhaltet, nur hoffen, dass die Partie des Amfortas ab jetzt fest in das Repertoire von Ludovic Tézier einfließen wird. Das nächste Mal hat der sympathische Künstler hoffentlich die Gelegenheit, sich mit der neuen Partie vor einem Live-Publikum zu präsentieren. Das wäre wirklich mehr als verdient.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Die Augen sind der Spiegel der Seele, und die Stimme spiegelt unsere Seelenzustände wider. Genau das trifft in besonderem Maße auf Jonas Kaufmann, den Darsteller des Parsifal, in Wien zu. Blickt man ihm ins Gesicht und lauscht seiner außergewöhnlich schönen und ausdrucksstarken Stimme, dann ist das fast ein wenig wie Magie. Innerhalb weniger Augenblicke wird man hineingezogen in die meist tragische Geschichte, die er zu erzählen hat. Detailgenau sind seine Figuren ausgearbeitet, und doch ist keine Vorstellung wie die andere. Die Authentizität ist beeindruckend, jede Geste, jede Mimik wirkt spontan aus der Situation heraus und ungekünstelt. Er erweckt die Personen, die er verkörpert, zum Leben, verleiht ihnen Ausdruck und einen eigenen Charakter und spiegelt ihre Gedanken und Gefühle wider. Das alles trifft auch auf seine Darstellung des Parsifal zu. Der einst reine Tor, unwissend und naiv, schaut auf sein Leben zurück und erinnert sich - von Schmerz und Reue überwältigt - an die Taten und Begegnungen seiner Jugendzeit.

Die Schatten der Vergangenheit quälen ihn und zeigen ihm gleichzeitig den Weg, den er bereits beschritten hat. Der Held blickt sich selber ins Gesicht und in die Seele. Ein äußerst schmerzhafter und mühsamer Prozess. Die Reise ins Innere führt ihn aber schließlich zurück zu seiner Mission, die zu erfüllen er bestimmt ist. Während sich der deutsche Opernsänger als Parsifal an seine Vergangenheit erinnert, werden die unterschiedlichen Emotionen ausdrucksstark in seinem Gesicht reflektiert. Lautlos sieht man ihn die Worte sprechen, die Parsifal einst von Gurnemanz und Kundry hörte. Auf sehr berührende Weise gewährte der Münchner den Zuschauern an den Bildschirmen und einigen auserwählten Journalisten im Saal Einblick in das Seelenleben seines verletzlichen Helden.

Dem 51-Jährigen gelang in Wien dank seiner herausragenden schauspielerischen Fähigkeiten und trotz der schwierigen Situation mit dem doppelten Parsifal eine tiefgründige und intensive Interpretation des reinen Toren, der durch den Kuss der Kundry welthellsichtig wird und am Ende Amfortas und der Gralsgemeinschaft die erhoffte Erlösung bringt. 

Gesanglich bot Jonas Kaufmann alles, was man sich nur wünschen kann. Die Stimme klang so ausgeruht und klar wie lange nicht mehr. Die längeren Pausen und eine eingeschränkte Anzahl an Auftritten haben offenbar auch Vorteile gebracht. Die Höhe sitzt, die baritonal gefärbte Mittellage klingt warm und angenehm, die Piani sind wunderbar zart, die Ausbrüche im Forte sind kraftvoll und heroisch. Die Gefühlszustände, die Parsifal auf seiner Reise ins Innere durchlebt, sind in jeder Phrase zu hören und zu spüren. Und nicht zuletzt bietet auch der deutsche Weltstar, wie seine Kollegen, eine exzellente Textverständlichkeit.


(C) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn


Das waren sie nun, meine Gedanken zur Neuproduktion von Richard Wagners "Parsifal" auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Wie kann oder muss das Fazit lauten? Ein wenig zwiespältig bleibe ich zurück, vieles bleibt ungeklärt, und die Frage offen, ob dies wirklich die Geschichte des reinen Toren, des durch Mitleid Wissenden war, oder ob es doch eine an die Erzählung zwar adaptierte, aber in zahlreichen Punkten neu erfundene Handlung gezeigt hat. Eines bleibt und kann durch kein Regiekonzept zerstört werden: die atemberaubend schöne und zutiefst berührende Musik von Richard Wagner, der seine Zuhörer auch heute noch mitnimmt in eine andere, eine mystische Welt. Wer sich auf diese außergewöhnliche Reise einlässt, der wird am Ende wie Parsifal eines begreifen: Liebe und Mitleid sind die wichtigsten Pfeiler unseres menschlichen Daseins, ohne die unsere Gesellschaft nicht überlebensfähig ist oder zumindest düster, kalt und leer wäre. Und all die Schönheit dieser Musik haben wir den wunderbaren und großartigen Sängern und Musikern zu verdanken, die uns an die Hand nahmen und aufforderten, uns einzulassen auf eine im besten Fall unvergessliche und transzendente Reise in die Tiefen unserer eigenen Seele. Für dieses unendliche Glück müssen wir Dank sagen, und verneigen uns vor allen Beteilgten und vor dem Musikgenie Richard Wagner, das ein Werk geschaffen hat, das Bestand haben wird für die Ewigkeit.

Wer sich noch einmal auf diese besondere Reise begeben möchte, der hat noch  Zeit dazu bis einschließlich 17. Juli dieses Jahres. Über den nachfolgenden LInk von Arte Concert geht es direkt zur Gesamtaufnahme des "Parsifal" vom 18. April 2021. Die Aufzeichnung ist mittlerweile mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen zu empfangen.



 "Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit."

 

 "Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit."