Einblicke in Beethovens einizige Oper Fidelio

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Die Werkdaten von Beethovens einziger Oper kurz zusammengefasst:

 

Form: Nummeroper mit gesprochenen Dialogen, eine Ouvertüre und 16 Musiknummern

Originalsprache: Deutsch

Musik: Ludwig van Beethoven

Libretto: Sonnleithner, von Breuning, Treitschke

Uraufführung: 20. November 1805

Ort der Uraufführung: Theater an der Wien

Spieldauer(inklusive Pause) ca 2 1/2 Stunden (1. Akt: 1 Stunde 15 Minuten, 2.Akt: 50 Minuten)

Ort und Zeit der Handlung: ein spanisches Staatsgefängnis in der Nähe Sevillas, 18. Jahhundert

Beethovens einzige Oper hat eine lange Entstehungsgeschichte bis zur entgültigen und dritten Fassung hinter sich. Da es auch dieses Werk betreffend eine gute und kompakte Zusammenfassung bei Wikipedia gibt, gebe ich die wichtigsten Punkte hier wieder. Wer sich

noch näher informieren möchte, dem steht es natürlich frei,  weitere Quellen in Anspruch zu nehmen. Ich denke aber für den "normalen" Opernbesucher, der sich vorher einfach nur ein wenig belesen möchte, dürfte die Datenmenge ausreichen.

 

"Fidelio ist die einzige Oper von Ludwig van Beethoven in zwei - bzw. in der Urfassung unter dem Titel LEONORE - drei Akten. Das Libretto schrieben Joseph Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke. Als Vorlage diente ihnen die Oper

Leonore, ou L´amour conjugal(1798; Libretto: Jean Nicolas Bouilly, Musik: Pierre Gaveaux). Die Uraufführung der ersten Fassung fand

am 20. November 1805 am Theater an der Wien statt, jene der zweiten Fassung ebenda am 29. März 1806, die der endgültigen Fassung am 23. Mai 1814 im Wiener Kärntnertortheater.

Bouillys Libretto war auch die Grundlage für Ferdinando Paers Oper Leonora(1804) und für Simon Mayrs Werk L´amour conjugal(1805). Der Name Fidelio ist Shakespeares Romanze Cymbeline entlehnt, wo die Königstochter Imogene ebenfalls in Männerkleidern den Namen Fidelio animmt. Wie in Beethovens Oper wird mit diesem sprechenden Namen auf ihre unerschütterliche Treue(lat."fidelis")

angespielt, da sie ihrem Ehemann Posthumus trotz dessen Verbannung durch ihren Vater gegen alle Widerstände die Treue hält.

Ein nicht unwichtiger Aspekt und ein Punkt ,über den immer wieder gesprochen wird, sind die Ouvertüren, die Beetvoven für seine drei Fassungen des Fidelio geschrieben hat. Folgende Informationen sind bei Wikipedia zu finden:

Beethoven schrieb insgesamt vier Ouvertüren für die Oper, von denen die ersten als Leonoren-Ouvertüren bezeichnet werden.

 

Die Leonoren-Ouvertüre Nr. 1 op. 138 entstand 1806/07 für eine 1808 in Prag geplante Aufführung der zweiten Fassung der Oper, die jedoch nicht zustande kam. Sie erschien 1838 im Verlag von Tobias Haslinger in Wien.

 

Die Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 op 72a ist eigentlich die erste, entstanden 1804/05 für die Urfassung der Oper. Gedruckt wurde sie

erstmals 1842/43 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig, zunächst in einer überarbeiteten Fassung.

 

Die Leonoren- Ouvertüre Nr. 3 op. 72b schrieb Beethoven Anfang 1806 für die Wiener Uraufführung der zweiten Fassung der Oper.

Im Druck erschien sie bereits im Juli 1810 bei Breitkopf & Härtel. Sie etablierte sich bald als eines der bekanntesten Werke Beethovens

und wurde häufig im Konzert gespielt, zumal sie die Maßstäbe der zeitgenössischen Opernouvertüren in ihrer Dramatik und muisikalischen Radikalität sprengt. Auf Gustav Mahler geht die Praxis zurück, die Ouvertüre Nr. 3 als Zwischenspiel im 2. Akt der Oper

einzusetzen.

 

Für die dritte, endgültige Fassung der Oper schrieb Beethoven 1814 die vierte, kurze Fidelio- Ouvertüre.

 

Um einen kleinen musikalischen Eindruck zu bekommen, gibt es jetzt ein Beispiel zur Leonoren-Ouvertüre Nr.3, das ich bei Youtube gefunden habe. Es stammt von den Salzburger Festspielen aus dem Jahre 2015. Dirigent Franz Welser-Möst stand am Pult des Festspielhauses, die Wiener Philharmoniker bewiesen wieder einmal ,warum sie zu den weltbesten Orchestern zählen.

Bevor ich im zweiten Teil der Einführung zur Handlung, den Charakteren und ihrer Handlungsweise komme, gibt es noch ein paar weitere Hintergründe zum Werk und seiner Entstehungsgeschichte. Wem das zuviel an Informationen sein sollte, der darf den Teil

selbstverständlich auch getrost überspringen. Als dritte Informationsquelle neben Wikipedia und der Bayerischen Staatsbibliothek

in München sei hier noch Beethoven Fidelio von Robert Maschka erwähnt das in der Reihe Opernführer Kompakt im Verlag Bärenreiter

& Hentschel erschienen ist.

Beethovens Werk Fidelio wird auch als sogenannte "Rettungs- und Befreiungsoper" bezeichnet, die Ende des 18. und auch noch Anfang

des 19. Jahrhunderts in Frankreich, aber nicht nur dort, große Erfolge feierte. Beethoven sah die Gelegenheit, so die gegen jegliche

Tyrannei gerichteten Prinzipien Freiheit - Gleicheit - Brüderlichkeit anzuwenden. Ein unschuldiger Mensch, vielleicht ein Held, wird aus

größter Not gerettet und die Täter für deren Handeln bestraft. Der Gerechtigkeit wird Genüge getan, das Gleichgewicht wieder hergestellt.

 Aus Sicherheitsgründen hatte schon Bouilly in seinem Libretto für den Komponisten Gaveaux die Handlung ohne nähere Zeitangabe in das bourbonische Spanien verlegt. Beethoven, der damals eine Dienstwohnung im Theater an der Wien bewohnte, ließ sich vom damaligen Leiter des Theaters, Joseph Sonnleitner, das Textbuch Bouillys ins Deutsche übertragen. Von der Handlung war Beethoven

berührt und gleichzeitig faszinierte ihn der Stoff als Komponist. Es war genau das ,was er von einem Opernstoff erwartete. "Fidelio",

ein Plädoyer für Menschlichkeit und Gerechtigkeit im Gewand einer "Rettungs- und Befreiungsoper".  Beetvoven schrieb seine einzige Oper insgesamt zweimal um und es gibt insgesamt vier Ouvertüren und drei unterschiedliche Libretti. Die letzte Fassung ist die von 1814. Sie wird heute mit Abstand am häufigsten an den Opernhäusern gespielt. Bis zu dieser endgültigen Fassung dauerte es aber tatsächlich zehn Jahre. Hierzu schreibt Robert Maschka in seinem oben erwähnten Buch Fidelio Folgendes:

Besonderen Wert legten Komponist und Librettist bei der Umarbeitung darauf, die eher beschaulichen Momente, die aus den privat-

familiären Verflechtungen der Akteure herrührten, zurückzudrängen, um den Verlauf der Oper stringenter zu gestalten. Ein dramaturgisches Mittel hierzu war, das heroische Profil der Protagonisten zu schärfen. Die Soloauftritte Leonores und Florestans wurden nicht nur überarbeitet, sondern teilweise ganz neu gefasst. Auch die weitreichenden Umarbeitungen in den beiden Finali stehen

in Zusammenhang mit dieser idealisierenden Überhöhung des Heldenpaares.

                                  (C) Bill Cooper / Royal Opera House


Weiter schreibt der Autor: Mit diesen Änderungen trat das ehedem betonte Kleinbürgeridyll der Handlung in den Hintergund. Der politische Konflikt hingegen war nun schärfer konturiert: auf der einen Seite Leonore und Florestan, auf der anderen Seite Pizzaro und zwischen den Fronten Rocco. Schon der geänderte Titel(1805/06 Fidelio, oder: Die eheliche Liebe, 1814 nur noch Fidelio) deutet an, dass es Beethoven im Zuge seiner Revisionen um mehr ging, als mit Leonore eine beispielgebende Figur ehelicher Treue auf die Bühne

zu stellen.

Vielmehhr handelt es sich bei der Neufassung der Oper, so Konrad Küster, letztlich um den "Versuch, neue Erfahrungen in einen

>alten< Werkkontext einzubringen", die Beethoven1814 zu einer insgesamt  konziseren Werkgestalt führten, sodass sogar der Eindruck

aufkommen mag, als habe Beethoven die Oper erst im dritten Anlauf endgültig auf den Punkt gebracht.

Auf der WDR Website habe ich noch einen kleinen Beitrag entdeckt,  den ich hier in einem Ausschnitt  noch unterbringen möchte:

 

Ludwig van Beethovens Oper Fidelio ist eine Prophezeiung humanerer Zustände, verwirklicht durch die wunderbare Befreiungstat einer liebenden Frau. Mit seinem Ruf nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit wurde das Werk zum Spiegel vor allem deutscher Geschichte

und Gegenwart. Genau diese Oper hat den Philosophen Ernst Bloch bis kurz vor seinem Tod begleitet, hat ihm immer wieder die

konkrete Utopie bestätigt und die Hoffnung genährt auf die zukünftige Befreiung des Menschen aus Knechtschaft und Erniedrigung.

Ein Werk der Morgenröte und der Prophezeiung humanerer Zustände, verwirklicht durch die wunderbare Befreiungstat einer liebenden

Frau.

Auch das Klassikmagazin Crescendo hat sich mit den Hintergründen von Beethovens einziger Oper befasst:

Beethoven rang lange mit seinem Stoff. Es bedurfte vieler Umarbeitungen, bis das Werk seine Form fand. Regisseur Kratzer nennt es

auch ein Work-in-Progress. Für seine Inszenierung hat er die gesprochenen Dialoge der Oper mit Texten von Georg Büchner und Franz

Grillparzer ergänzt. Wie er betont, habe sich Beethoven immer ein Libretto von Grillparzer gewünscht, dem allerdings blieb nur, die

Grabrede für ihn zu halten.

Beethoven komponierte die Oper zwischen seiner dritten und vierten Sinfonie. Er rang schwer um eine theatergerechte Form. Erst im

dritten Anlauf und nach einer weiteren gründlichen Überarbeitung des Librettos durch den Opernregisseur Georg Friedrich Treitschke

sollte die Komposition von Fidelio zu einem Ende kommen. Beethoven schreibt dazu in einem Brief an Treitschke:"....die Oper erwirbt mir die Märtyrerkrone. Hätten Sie nicht sich so liebe Mühe damit gegeben und alles bearbeitet, wofür ich Ihnen ewig danken werde,

ich würde mich kaum überwinden können. Sie haben dadurch auch einige gute Reste von einem gestrandeteten Schiff gerettet".

Er hatte das neue Textbuch vor sich und drückte seine Überwindung aus, sich die Oper nach der Uraufführung seiner achten Sinfonie

noch einmal vorzunehmen. In der Folge unterzog er der Musik ebenfalls einer rigorosen Umarbeitung, inklusive einer neuen Ouvertüre.

Mitte April 1814 begannen die Proben. Die Aufführung dirigierte Beethoven selbst. Und dieses Mal war der Erfolg außergewöhnlich

und andauernd. Ihren Durchbruch erfuhr die Oper, als im November 1822 die noch nicht 18-jährige Wilhemine Schröder-Devrient als

Leonore am Hoftheater, dem Kärntnertortheater, auftrat. Sie sang  die Partie unter anderem 1830 in Paris und 1832 in London,

am 18. Mai 1832 am King´s Theatre am Haymarket und am 12. Juni 1835 in Covent Garden. Hector Berlioz schrieb für den Renovateur

zwei Kritiken darüber.

Im zweiten Teil soll es aber nun endlich genauer um die Handlung gehen und über das Thema dieser Oper. Auch einige persönliche Gedanken möchte ich dort wie immer mit einfließen lassen.