Premieren Matinee Bayerische Staatsoper

1.3.2020

Nach dem heutigen Besuch der Premieren Matinee zu I Masnadieri in unserem schönen Münchner Nationaltheater habe ich mich

entschieden, noch einen zweiten Einführungsteil anlässlich dieser Neuinszenierung , die am nächsten Sonntag Premiere

hat, zu schreiben. Er soll weniger ausführlich sein und ist einfach eine Zusammenfassung von dem, was heute zu erfahren war. Die

Moderation hatte wie immer bei den Matineen am Sonntag Vormittag der Generalintendant Nikolaus Bachler selbst. Zu Gast waren

heute morgen der italienische Dirigent Michele Mariotti, Regisseur Johannes Erath und der verantwortliche Dramaturg dieser Inszenierung Malte Krasting, die in einem informativen und gleichfalls unterhaltsamem Dialog dem Publikum Eindrücke über dieses Werk und seine Lesart vermittelten. Die Stimmung der Herrenrunde war entspannt und gelöst und die große Freude an dieser Produktion spürte man bei allen Beteiligten.

 Zum Inhalt der Gesprächsrunde gleich mehr. Auch musikalisch wurde den Besuchern der Matinee einiges geboten. Zum Auftakt gab es das atemberaubend schöne Cello Solo aus der Ouvertüre von I Masnadieri, darbeboten vom Solo Cellisten des Bayerischen

einiges geboten. Zum Auftakt gab es das atemberaubend schöne Cello Solo aus der Ouvertüre von I Masnadieri, dargeboten vom Solo

Staatsorchesters. Für den Generalintendanten ist diese Ouvertüre eine der schönsten in der Operngeschichte. Und ich kann dem nur

voll und ganz beipflichten. Gänsehautmomente sind vorprogrammiert. Mitte der Matinee gab sich der Herren Chor der Bayerischen Staatsoper ein Stelldichein. Es kam der Chor der Räuber aus dem dritten Akt zur Aufführung;:wunderschöne und beschwingte Musik in Kombination mit brutalen Texten, die das Morden, Rauben und Vergewaltigen verherrlichen. Den Abschluss, nicht nur den musikalischen, machte der Auftritt des russischen Bariton Igor Golovatenko, der übrigens bei dieser Neuinszenierung der dritte Debütant in seiner Partie ist. Genau wie die jeweilige Rolle seiner beiden Kollegen Diana Damrau und Charles Castronovo ist auch die Rolle des Francesco Moor Neuland, das er betritt. Zu hören war zum Abschluss der Matinee Francescos Vision vom jüngsten Gericht.

"Tradimento!...Risorgono i defunti..."("Verraten...Die Toten stehen auf!...") Der Auftritt des 39jährigen Russen war nur ein Hinweis darauf, wie hochkarrätig diese Premierenserie besetzt ist. Neben Diana Damrau(Amalia), Charles Castronvo(Carlo Moor) und Igor Golovatenko(Francesco Moor) ist als vierte Hauptrolle die Partie des Grafen Massimiliano Moor mit dem finnischen Bass Mika Kares besetzt. Das ist wahrhaft eine traumhafte Besetzung für die Erstaufführung an der Bayerischen Staatsoper in München.

Ich werde nun versuchen, so gut wie möglich die Informationen von heute Vormittag zusammenzufassen. Lange bevor Guiseppe Verdi sich an sein erstes Auftragswerk für das europäische Ausland machte, hatte er bereits schon 11 Opern komponiert, darunter Macbeth

vier Monate vorher(die erste Fassung), Nabucco, I due Foscari, Ernani, I Lombardi oder Giovanna d`Arco. In I Masnadieri hört man nicht nur Macbeth(den Chor der Hexen) heraus, sondern auch bereits die kommenden Werke wie Rigoletto, Il Trovatore und Don Carlo. In der Musik sind zum einen die lyrischen Teile zu hören, in denen die Protagonisten in sich gekehrt sind und zum anderen die schnellen Cabaletten. Wenn eine Cabaletta erklingt, endet diese oft  plötzlich und vermittelt ein Aufspringen und eine Flucht aus der Situation oder vor einer anderen Person. Die Musik ist dramatisch, die Texte sind mit viel Gewalt versehen. Die schöne Musik, manchmal leichte Musik und die brutalen Textstellen sind nicht immer miteinander zu vereinbaren. Ein anschauliches Beispiel dafür wäre der Räuberchor aus dem dritten Akt(.s.o.). Über den Inhalt sei zu sagen,dass es weder ein politisches noch ein gesellschaftskritisches Stück ist, sondern ein ganz privates. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen den zwei Brüdern und dem Vater. Zwischen allen Stühlen sitzt Amalia, die versucht, die Konflikte zu lösen und am Ende vollkommen hilflos ist, wenn sie mit ansehen muss,  wie ihre Welt zusammenbricht. Die Figuren sind allesamt einsam und können nie wirklich zueinander finden. Sie handeln oft, weil sie nicht anders können oder nicht wissen, wie sie Konflikte lösen können. Verfolgt von ihren eigenen Geistern, irren sie durchs Leben. Die Hilflosigkeit und Verzweiflung, die sich vollkommen unterschiedlich äußert, macht die Handlung auch so emotional. Ein wenig zum Regiekonzept: Die gesamte Inszenierung ist ins elterliche Schloss verlegt, den keiner der Protagonisten jemals verlässt. Die ganzen Situationen spielen sich in den Köpfen der Hauptfiguren ab. Visionen und Träume erzählen das Drama. Die verschiedenen Bewusstseinsebenen verschieben sich. Laut Regisseur gibt es kein schwarz und weiß, sondern sehr viele Grauzonen dazwischen. Mit alldem spielt Johannes Erath auch in dieser Neuinszenierung sehr gerne. Und mit dem excellent besetzten Ensemble an Sängern sei es auch überhaupt kein Problem gewesen, im Gegenteil, alle vier Hauptdarsteller seien den Ideen und Gedanken sofort gefolgt und hätten sie in kürzester Zeit verinnerlicht.

Ich befürchte zwar, dass ich nur eine grobe Zusammenfassung zu Stande gebracht habe, hoffe aber, dass sie trotzdem noch die erste Einführung unterstützt und einen Eindruck vermittelt, was den Opernbesucher ab dem  8. März erwartet.

Meine Eindrücke zu dieser Produktion und natürlich zu dem neuen Fidelio, der am 1.März in London Premiere hatte, gibt es hier im Laufe der nächsten 2 Wochen zu lesen. Zunächst gibt es aber noch die Einführungsbeiträge zu Beethovens einziger Oper, die zeitnah hier von mir eingestellt werden.