Freunde im Leben, Rivalen auf der Opernbühne - Die zwei Weltstars Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier eröffnen die Jubiläumssaison im Festspielhaus Baden-Baden!


   Von Hannah Klug / Wunderbare Welt derOper

                 10. Januar 2023


(C) Michael Bode / manolopress


             Einige Worte zu Beginn....

Wenn man ein besonderes Jubiläum feiert, dann lädt man sich auch gerne besondere Gäste ein. Im Festspielhaus in Baden-Baden waren das am 8. Januar, zur Silberhochzeit, wie es der Intendant zu Beginn in seiner kleinen Rede formulierte, Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier. Zusammen präsentierten die zwei Weltstars vor ausverkauftem Haus Duette und Arien von Verdi, Ponichelli und Puccini, die meisten davon sind auch auf der gemeinsamen CD "Insieme" zu hören, die während der Coronapandemie unter der Leitung von Sir Antonio Pappano in Rom entstand. Die herausragende Aufnahme ist seit dem 7. Oktober letzten Jahres auf dem Markt und hat bereits zahlreiche Lobeshymnen und Preise zu verzeichnen. Die musikalische Leitung an diesem Abend hatte Jochen Rieder, der Jonas Kaufmann in den letzten 10 Jahren bei der überwiegenden Anzahl seiner Konzerte und Konzerttourneen in ganz Europa und darüber hinaus begleitet hat. Die Staatsphilharmonie Saarbrücken- Kaiserslautern sorgte für die musikalische Begleitung und war darüber hinaus auch dreimal ohne die zwei Gesangsstars zu hören. Die Gesamtzeit des Konzertes, das auch gleichzeitig auf arte concert gestreamt wurde, betrug inklusive Schlussapplaus, zwei Zugaben und einer zwanzig minütigen Pause fast zweieinhalb Stunden. Der erste Programmteil war Verdis mitreißender Oper "La forza del destino" gewidmet, mit dem Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier in der Spielzeit 2013/14 entgültig zum männlichen Traumpaar auf den Opernbühnen der Welt. Die erste Zusammenarbeit gab es aber bereits in Paris im Jahre 2010 an der Opera Bastille. Eine Neuproduktion von Jules Massenets Musikdrama "Werther" stand derzeit auf dem Spielplan und zeigte das erste Mal die Freund-Feinde gemeinsam auf der Bühne. Seit dem folgten zahlreiche gemeinsame Auftritte und eine bis zum heutigen Tage bestehende enge Freundsschaft und tiefe Verbundenheit entwickelte sich.

Nach der Pause folgten dann Ausschnitte aus Amilcare Ponchellis Oper "La Giconda" . Im August diesen Jahres ist das gemeinsame Debüt des Deutschen und des Franzosen am Opernhaus in Sidney geplant. Zunächst nur in zwei konzertanten Aufführungen. Das szenische Debüt folgt dann hoffentlich in der nächsten Saison an einem der führenden Opernhäuser innerhalb von Europa.

Den Abschluss machte Verdis Meisterwerk "Otello" , das ursprünglich einmal als gemeinsames Projekt 2017 am Royal Opera House in London geplant und am Ende mit Jonas Kaufmann aber ohne den französischen Bariton stattfand. Dieser gab einige Jahre später an der Wiener Staatsoper sein weltweites Rollendebüt. Gemeinsam waren die zwei Weltstars noch nie in dieser Oper auf der Bühne zu erleben. Das selbe gilt für die erste Zugabe aus "La Boheme". In Verdis "Don Carlo", hingegen konnte man die beiden überragenden Sängerdarsteller im Jahre 2017 in Paris bewundern. Und nun, nach der ersten gemeinsamen CD Aufnahme, das Konzert in Baden-Baden.

(C) Michael Bode / manolopress


   Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier Teil 1

Nach einer ausführlichen Einführung zu diesem Abend im ersten Abschnitt, braucht es jetzt nur einige Worte um näher auf das Programm einzugehen. Wie schon erwähnt war der erste Teil des Abends Guiseppe Verdis Oper "La forza del destino" gewidmet. Nach der wunderbaren Overtüre folgte im Anschluss das Duett "Solenne in questore" in dem Don Alvaro (Jonas Kaufmann) seinem neuen Weggefährten Don Carlo di Vargas (Ludovic Tezier) darum bittet, den Schlüssel für ein geheimes Päckchen mit Papieren in Verwahrung zu nehmen und nach seinem Tod zu vernichten. Wenn zwei Sängerdasrteller wie Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier zusammen stehen, auch wenn es nur ein Konzert oder eine Konzertante Aufführung ist, dann gibt es kein reines Singen an der Rampe. So auch im Festspielhaus in Baden-Baden am 8. Januar 2023. Halbszenisch wäre etwas zuviel gesagt aber der intensive Gesang wurde unterstrichen von ausdrucksstarker Gestik und Mimik und einer stetigen Bewegung auf der Bühne, die den Zuschauern auch ohne Kulissen und Kostümen die Dramatik der einzelnen Arien und Duette deutlich machte. Die Energie der zwei Opernsänger ist überwältigend und jederzeit spürt man die tiefe Verbundenheit, den großen Respekt, Vertrauen und eine jahrelange Freundschaft. Das alles wirkt sich auf die Zusammenarbeit auf der Bühne aus. So entsteht etwas unvergessliches und magisches, das nicht nur die Opernliebhaber in ihren Bann zieht, sondern auch die Sänger selbst berührt und in eine andere Welt aus Farben, Tönen und Gefühlen katapultiert.

Auch während ihrer Solo Auftritte demonstrierten die zwei Weltstars ihr großes Können, fesselten mit makelloser Technik, großer Ausdrucksstärke und wunderschönen Klangfarben. Einen kleinen Abzug gab es allerdings bezüglich Jonas Kaufmann; der ist nach wie vor nicht vollständig gesund, das war an diesem Abend immer wieder zu hören und hinsichtlich einer gewissen körperlichen Anstengung auch zu sehen.

Spricht man diesbezüglich von dem 53 jährigen Bayer, der mittlerweile mit seiner Familie in Salzburg lebt, sind das in der Tat Klagen auf sehr hohen Niveau. Ganz unerwähnt lassen darf man die Tatsache aber nicht, vor allem im Vergleich zu Ludovic Tezier, der sich in absoluter Topform präsentierte.

(C) Michael Bode / manolopress


   Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier Teil 2

Zu einem der ganz großen Highlights an diesem Abend gehörte ganz sicher das Credo aus Verdis Otello, in dem Bösewicht Jago seine teuflische Weltanschauung offenbart, gesungen von Ludovic Tezier. Der französische Bariton hatte große Freude diese Arie zu interpretieren, zu gestalten und den perfiden Charakter seines Alter Ego auf der Bühne zum Leben zu erwecken.

Das Publikum dankte es ihm begeisterten Applaus und Bravo Rufen. Der charmante Franzose verfügt über überragende stimmliche Fähighkeiten, eine excellente Technik eine enorme Bühnenpräsenz und große darstellerische Qualitäten. Er gehört zu den größten Verdi Interpreten unserer Zeit.

Den schönste Solo Auftritt hatte Jonas Kaufmann mit Alvaros Arie aus "La forza del destino" ; "La vita al inferno al infelice". Jonas Kaufmann sagt; "Singen ist etwas sehr Persönliches und auch etwas wobei man sehr verletzlich ist". Und diese Verletzlichkeit war möglicherweise auch ein wenig am 8. Januar im Festspielhaus zu hören. Gemischt mit den Emotionen die seine Figur Don Alvaro in diesem Moment durchlebt. Auch der deutsche Tenor verfügt über eine beeindruckende Technik, ein Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten, große Ausdruckskraft und gehört zu einem der besten Sängerdarsteller weltweit, dem man jede Figur abnimmt, da Ehrlichkeit und Authentizität die Grundlage jeder Interpretation sind. So erntete auch der gebürtige Münchner reichlich Anerkennung und Dankbarkeit von den zahlreichen Opernfans im Saal.

Jeder für sich bereitet schon musikalischen Hochgenuss, zusammen sind Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier aber unschlagbar und lassen einen Zauber entstehen dem sich niemand entziehen kann. Die Energie der zwei Weltstars ist gewaltig und entfesselt einen Sog der auch die Sänger selber mitreißt. Der Augenblick in dem sich ihre Stimmen vereinen ist einfach nur pure Magie und beschert dem Zuschauer ein Erlebniss das für immer unvergesslich bleibt.

In Baden-Baden erzeugten diese unvergesslichen Momente in besonderem Maße die folgenden drei Duette; "La forza del destino", "la Giconda" und "Otello".

(C) Michael Bode / manolopress


Fazit für ein ganz besonderes Konzertereignis

Kurz nach dem die letzten Töne von Verdis Schlussduett aus dem zweiten Akt von Otello verklungen waren, hielt es das begeisterte Publikum im Festspielhaus in Baden-Baden nicht mehr länger in ihren Sitzen. Standing Ovations und Bravorufe drückten die Freude der 2500 Zuschauer aus und den großen Dank für ein unvergessliches Konzert. Jonas Kaufmann und Ludovic Tezier nahmen den verdienten Applaus mit strahlenden Gesichtern entgegen und bedankten sich ihrerseits bei ihren Zuhörern mit Küsschen, liebenswerten Gesten und den oben bereits erwähnten zwei Zugaben. Auch Jochen Rieder und die Staatsphilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern dutften sich über eine große Anerkennung des Publikums freuen.

Der deutsche Tenor und der französische Bariton haben neben dem gemeinsamen Debüt in "La Giconda" noch zwei weitere gemeinsame Auftritte geplant. Einmal am französischen Nationalfeiertag (Details sind noch nicht weiter bekannt) und eine konzertante "Otello" Aufführung bei den Festspielen in Aix-en-Provence am 17. Juli. Alle anderen Termine der zwei Opernsänger sind auf Operabase (Ludovic Tezier) und der (neu gestalteten) Website von Jonas Kaufmann nachzulesen.

Während Ludovic Tezier ab dem 15. Januar in Neapel vier konzertante Vorstellungen in Neapel singt, steht Jonas Kaufmann ab dem dem 14. Januar fast parallel viermal als Radames in der Aida Wiederaufnahme auf der Bühne der Wiener Staatsoper, für ihn das erste Mal in dieser Partie.

An seiner Seite Anna Netrebko, Elina Garanca und Luca Salsi.

Wer den Livestram am 8. Januar verpasst hat, der hat noch die Gelegenheit das Konzert aus Baden-Baden, bis zum 8.April 2023 auf Arte Concert anzuschauen und zu genießen.

Fazit : Ein wunderschönes Konzert mit Zahlreichen Höhepunkten, kleinen Abstrichen und unvergesslichen Erinnerungen. Dieser Abend macht Lust auf mehr und schürt die Vorfreude auf kommende Auftritte von Jonas Kaufmann und die Ludovic Tezier; beste Freunde im Leben- Rivalen auf der Bühne. Für die Zeit der Überbrückung helfen CD und DVD Aufnahmen oder das Internet.

(C) Hannah Klug / Wunderbare Welt der Oper


        Zwei Weltstars in Bild und Ton



   "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum"

 

                   (Friedrich Nietzsche)